Das Angebot bei der Februarversteigerung erstreckte sich auf insgesamt…
Umstellung im Zuchtwert – immer eine bittere Pille für Züchter
3. Mai 2021
Der April 2021 markiert in der Fleckviehzucht ein historisches Datum. Als im Jahr 2011 die genomische ZWS eingeführt wurde, war die Typisierung mit 200 € noch teuer und keiner konnte sich damals die Auswirkungen auf die Zucht ausmalen. Die Einführung von Single-Step stellt eine der massivsten Umstellungen in der Zuchtwertschätzung der letzten Jahrzehnte dar. Zuchtwertänderungen betreffen verstärkt junge Jahrgänge und können durchaus 10 Zuchtwertpunkte und mehr betragen. Da praktisch jedes Merkmal, mit Ausnahme von Persistenz und Leistungssteigerung, von der Umstellung betroffen ist, sind die Auswirkungen auf den Gesamtzuchtwert ganz erheblich. Besonders profitieren Stiere mit ersten Töchterleistungen, aktuell aus den Geburtsjahrgängen 2015 und 2016. Bei diesen Tieren kommt nun die Genotypen-Information von teilweise hunderten Töchtern mit Eigenleistung hinzu. Dies ermöglicht genauere Genomzuchtwerte, aber auch eine feinere „Auflösung“ hinsichtlich der züchterischen Wertigkeit von Erbgutabschnitten, die diese Stiere tragen. Nachkommen dieser Stiere, aber auch alle anderen typisierten Tiere, profitieren somit ebenfalls von der Information aus typisierten Töchtern. Das hat zur Folge, dass der Informationszuwachs nicht auf einer Stierfamilie isoliert bleibt, sondern Auswirkungen auf nahezu die gesamte typisierte Population hat. Das macht es freilich im Einzelfall schwierig, den Ursprung von Zuchtwertänderungen nachzuvollziehen. Der einzelne Bauer wird sich allerdings wundern, weshalb einige Tiere im Zuchtwert stark abfallen oder aber ansteigen. Dies führt oft zu Unverständnis, aber jede Änderung birgt auch Zukunftschancen.
Im Single-Step („Ein-Schritt“) kommt es nun zur Verschmelzung der konventionellen mit der genomischen Schätzung in einem Verfahren. Dies wird über die gemeinsame Betrachtung der Verwandtschaftsbeziehungen für alle Tiere bewerkstelligt, wobei Verwandtschaften für typisierte Tiere (beim Fleckvieh aktuell 335.000 Tiere) aus Markerinformationen gerechnet werden, während Verwandtschaften zwischen untypisierten Tieren (beim Fleckvieh bis zu 32 Mio. Tiere) weiterhin vorwiegend aus der Abstammungsinformation abgeleitet werden. Der entscheidende Faktor der Überlegenheit vom Single-Step Verfahren ist jedoch die Tatsache, dass hier nicht mehr nur geprüfte Altstiere, sondern alle typisierten Tiere mit Leistung unmittelbar in die Lernstichprobe einbezogen werden. Je nach Merkmal sind dies zwischen 286.000 (beim Vitalitätswert) und 36.000 Tiere (bei Zysten). Insgesamt sind die Datenmengen, die einbezogen werden, überaus beeindruckend. Aktuell sind dies mehr als 13.500.000.000 (13,5 Mrd.) Marker-Genotypen bei Fleckvieh mit stark wachsender Tendenz. Das neue Verfahren erzielt für alle typisierten Tiere höhere ZW-Sicherheiten, da nun wesentlich mehr Information für die Vorhersage genutzt wird.
Der Stier „Vollendet“, im Bild eine Tochter, profitiert mit plus neun Punkten von der neuen Zuchtwertschätzung